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Ist Politik eine neue Führungsaufgabe? 
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

mit dem Wort von der „Zeitenwende“ hat Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Regierungserklärung zum Krieg in der Ukraine eine Formulierung verwendet, die den Nerv der Zeit getroffen hat: Wir leben seit dem 24. Februar ganz offensichtlich in einer anderen Welt und die alte scheint verloren – vielleicht für immer. So klar dies vor unseren Augen liegt, so unklar ist dagegen, wie diese neue Welt aussehen wird und auf welche Konsequenzen wir uns mittel- und langfristig einstellen müssen. Auch und gerade in der Arbeitswelt.

Einige Änderungen sind allerdings gleich nach Invasionsbeginn eingetreten und man kann vermuten, dass sie auch in den kommenden Jahren Bestand haben werden. Dazu zählt das Verhältnis von Wirtschaft, Politik und öffentlicher Meinung, das sich mit einem Mal fundamental verschoben hat. Hunderte von Unternehmen haben dies am eigenen Leibe bereits erfahren und sich aus dem Russlandgeschäft zurückgezogen, obwohl ihre Produkte und Dienstleistungen auf keiner Sanktionsliste stehen und – wie etwa Hamburger oder Milchschokolade – für den Verlauf der militärischen Auseinandersetzung ohne Bedeutung sind. Dem öffentlichen Druck, den Politiker, die klassischen und sozialen Medien in kürzester Zeit aufgebaut hatten, konnten sie jedoch nur wenige Tage widerstehen.

In den Betrieben selbst mobilisierten sich viele Belegschaften in ebenso kurzer Zeit, riefen Spendenaktionen ins Leben und organisierten Hilfeleistungen für ukrainische Flüchtlinge. Dies geschah sehr häufig mit Unterstützung der Unternehmensleitung, die sich darüber hinaus veranlasst sah, in dieser politisch hochbrisanten Situation vor ihren Mitarbeitern Stellung zu beziehen. Besonders schwierig war dies selbstverständlich immer dann, wenn das Unternehmen in der Ukraine und Russland stärker engagiert war und auch Mitarbeiter in beiden Ländern hatte.

Damit scheint die bewährte Regel außer Kraft gesetzt, dass Unternehmen sich politisch neutral verhalten sollten. Eine Regel, die aus guten Gründen besteht: Wie Umfragen regelmäßig zeigen, stehen 2/3 der Bevölkerung dem politischen Engagement von Firmen grundsätzlich kritisch gegenüber. Auch sind politische Positionierungen vor allem bei strittigen Themen mit schwer kalkulierbaren Risiken verbunden. In der Wirkung nach innen können sie den Betriebsfrieden stören, nach außen Kunden vor den Kopf stoßen. Überhaupt ist Politik ein ganz eigenes Geschäft, das eben so viel Wissen und Erfahrung erfordert, wie die Führung eines Unternehmens. Man ist also gut beraten, sich auf diesem unvertrauten Terrain vorsichtig zu bewegen. Für Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung gilt dies um so mehr, da sie der Gesetzgeber in ihrem Amt weitgehend zu politischer Neutralität verpflichtet.

Und dennoch: Auch wenn dieser massive Einbruch des Politischen in die Welt der Arbeit nicht vorauszusehen war, so kam er doch nicht ganz überraschend. Denn Anzeichen für eine zunehmende Politisierung in der Wirtschaft und teilweise auch in der öffentlichen Verwaltung gibt es seit einigen Jahren. So äußern sich immer mehr Manager öffentlich zu politischen Fragen, vor allem dann, wenn sie glauben, moralisch dazu verpflichtet zu sein.

Die allmähliche Politisierung der Wirtschaft, aber auch anderer gesellschaftlich relevanter Organisationen wie Sportverbände ist ein komplexer Vorgang mit zahllosen Facetten und mehreren historischen Wurzeln. So ist schon länger zu beobachten, dass die Kaufentscheidung für Produkte und Dienstleistungen zunehmend nicht nur nach Kriterien wie Kundennutzen, Qualität und Preis gefällt wird, sondern auch nach dem ökologischen und sozialen Engagement des Unternehmens. Und bei der Wahl für einen bestimmten Arbeitgeber spielen heute für viele Berufsanfänger gerade diese Kriterien eine entscheidende Rolle. Der Aufstieg des politischen Begriffs der Nachhaltigkeit, mit dem die meisten Bundesbürger noch in den 2000er Jahren nichts anzufangen wussten, ist ein Beleg für diese Entwicklung.

Nun ist der Einsatz für Umweltschutz und gemeinnützige Projekte insgesamt nicht besonders problematisch. Man macht sich in der Regel keine Feinde, wenn man eine Behinderteneinrichtung unterstützt oder Geld für ein Vogelschutzgebiet zur Verfügung stellt. Anders sieht es aus, wenn man Partei ergreift und Ziele verfolgt, mit denen Teile der Bevölkerung oder der Kunden oder der eigenen Mitarbeiter nicht übereinstimmen. Auf der anderen Seite ist jeder Manager, jeder Behördenleiter und jeder Mitarbeiter auch Privatperson, der das grundgesetzlich garantierte Recht zusteht, ihre Meinung frei zu äußern.

Offenbar sind die Grenzen fließend und sie scheinen sich zurzeit in Richtung einer stärkeren Politisierung zu verschieben. Dies mag man gutheißen oder nicht, als verantwortliche Führungskraft wird man sich in Zukunft mit diesem Thema stärker auseinandersetzen müssen. Das ist sicher keine einfache Aufgabe, aber es ist möglich, die notwendigen Kompetenzen dafür zu erwerben. In unseren Presse- und Führungskräfteseminaren werden Sie Antworten auch auf diese schwierigen Fragen erhalten. Sehr gerne geben wir unser Wissen an Sie weiter und stehen auch in Zukunft als verlässlicher Partner an Ihrer Seite.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
 
Oliver Haberger
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer 
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