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Kopf oder Bauch? Entscheide ich oder werde ich entschieden?
 
 
Wie Intuition und Bauchgefühl unsere Entscheidungen steuern. 
 
 
 
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

Führen heißt in erster Linie Entscheiden. Wenn wir an tägliche Entscheidungen denken, dann meistens an so etwas wie Aktien-, Haus- oder Autokauf, Investitionen, Budgetvergaben, Personal- oder Strategieentscheidungen … oder, etwas kleiner, einfach nur an die tägliche Wahl zwischen einer Currywurst & Co. oder einem Salat in der Betriebskantine. 

In Wahrheit besteht unser ganzes Leben aus einer dicht gewebten Kette aus kleinsten, kleinen, mittleren und wirklich großen Entscheidungen. Das Entscheiden fängt schon mit dem Aufwachen an, setzt sich im Büro fort und hört erst auf, wenn wir nachts in der Tiefschlaf-Phase versinken. Oder wussten Sie, dass wir uns am Tag bis zu 35.000 Mal für oder gegen etwas entscheiden? Dies will eine vom Lightspeed Research im Auftrag von Huawei durchgeführte Studie aus dem Jahr 2017 herausgefunden haben. Moment mal, wenden Sie jetzt vielleicht ein: Wenn diese enorme Zahl stimmt, wie kann es dann sein, dass man dann überhaupt noch Zeit für etwas anderes hat? Der Tag selbst hat 86.400 Sekunden, was bedeuten würde, dass wir rund alle 2,5 Sekunden eine Entscheidung fällen müssen.


Unser Gehirn als Automatisierungskünstler

Fakt ist: Unser Leben stellt uns ständig vor Entscheidungen. Doch ohne ihre Automatisierung wären wir tatsächlich nur damit beschäftigt, uns entscheiden zu müssen. Gehen wir nach links oder nach rechts? Setzen wir uns und wenn ja, wie? Bremse ich jetzt oder beschleunige ich? Etc.pp. Dass all dies zwar passiert, wir davon aber zu 99,7 % aller Fälle nichts mitbekommen, verdanken wir der Fähigkeit unseres Gehirns, viele Vorgänge in uns automatisiert, unbewusst und parallel zu verarbeiten. 
Zu diesen Abkürzungen des Gehirns bei Entscheidungen gehört auch das Bauchgefühl, die Intuition oder die innere Stimme, wie diese Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache nun alle heißen mögen.


Daniel Kahnemans System-Trennung

Der US-amerikanische Kognitionswissenschaftler und Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Daniel Kahneman hat gemeinsam mit seinem Forscherkollegen Amos Tversky in den vergangenen Jahrzehnten herausgefunden, dass in uns gleichsam zwei unterschiedliche Systeme arbeiten. Gemeint sind das System 1 und das System 2. Sie markieren jeweils verschiedene Arten und Weisen, wie wir unsere Entscheidungen treffen und sind beide für unser Überleben notwendig. Wenn es gut läuft, arbeiten beide Systeme zusammen. Wenn nicht, geht jedes System eigene Wege – selten zum Vorteil des Entscheiders. 


Schnelles, ungenaues Denken: System 1

Das System 1 ist praktisch immer an. Es ist emotional, urteilt blitzschnell, reagiert automatisch und ohne Steuerung durch unseren Willen. Es liebt Stereotypen, d.h. es benötigt nur wenige Informationen über einen Sachverhalt, um eine Entscheidung zu treffen. kurz, es entspricht in Teilen unserer Intuition oder unserem Bauchgefühl. Noch etwas zeichnet das System 1 aus: Nur ungern und am besten gar nicht hält es sich mit Details und Fakten auf, schon gar nicht mit logischen Schlüssen oder rationalen Abwägungen. Dafür orientiert es sich mit Vorliebe an Faust- und Daumenregeln – schnelle Lösungen und intuitive Entscheidungen also, die auf einem Minimum an Informationen basieren und die in der Kognitionspsychologie Heuristiken genannt werden.


Langsames, rationales und träges Denken: System 2

Ganz anders das sogenannte System 2 alias rationales Denken alias Verstand. Wenn das System 1 sagt: Oh, das wäre doch toll, diese kreative Marketingkampagne zu fahren, fragt dessen langsamer und gründlicher Bruder, das System 2, irgendwann: Macht es Sinn? Haben wir das Budget dafür. Trifft die bunte Kampagne mit ihrer Aussage die Zielgruppe, die wir ansprechen wollen? Und, passt es zu unserer langfristigen Unternehmensstrategie? 

Kurz, das System 2 schickt alle Informationen durch einen Filter aus rationalen Erwägungen und logischen Schlüssen. Wo das System 1 emotional reagiert, schnell nach vorn prescht und mit einem Urteil ’schießt’, bremst das System 2 und sagt: Moment mal. Bevor es schließlich entscheidet. Allerdings tut es das nicht immer. Denn noch etwas zeichnet das System 2 aus: Es ist von Grund aus faul und träge und schaltet sich nur ungern in Entscheidungsprozesse ein. 


Funktion der Intuition 

Die Trägheit, mit der das System 2 arbeitet, wird evolutionär darauf zurückgeführt, dass Denken und rationales Abwägen echte Arbeit und somit energieraubend sind. Immerhin, obwohl es nur 2% der Körpermasse ausmacht, verbraucht unser Gehirn samt der – denkenden – Großhirnrinde rund 20% der uns täglich zur Verfügung stehenden Energie. Die Abkürzung und Automatisierung unseres Handelns und Tuns über Bauchentscheidungen und Intuition machen also evolutionsmäßig Sinn. Unser uraltes Stamm- oder Reptilienhirn würde dem zustimmen, entschieden doch in der grauen Vorzeit, in dem Ressourcen ein knappes Gut waren, blitzschnelle Freund-/Feind-Urteile über unser Überleben. 


Gigerenzers Verteidigung des Bauchgefühls

Der international bekannte deutsche Psychologe, Intuitions- und Risikoforscher Gerd Gigerenzer brach geradezu die Lanze für die Intuition und das Bauchgefühl als oft unterschätzte Faktoren unserer Entscheidungen. So sagte er in seinem 2007 erschienenen bahnbrechenden Buch „Bauchentscheidungen. Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition“ über die Intuition, dass sie nicht nur „ein Impuls oder eine Laune ist, sondern auch ihre eigene Gesetzmäßigkeit hat.“ Des Weiteren beklagt er, dass in unserem Bildungssystem ein Misstrauen gegenüber „Bauchgefühl, Intuition oder Ahnung“ vorherrsche und diese wichtigen Instanzen menschlicher Entscheidungen gegenüber Kalkül und Rationalität vernachlässigt würden. 

Hand aufs Herz, der Wissenschaftler hat recht: Selbst wenn wir in den vergangenen 15 Jahren möglicherweise offener für die nichtrationalen Anteile unseres Verhaltens geworden sind, so trifft es nach wie vor zu, dass insbesondere in der Wirtschaftswelt logisches Denken und rationales Abwägen als Basis unserer Entscheidungen immer noch weit höher im Kurs stehen als Bauchgefühle oder Intuition. 


Wir brauchen Intuition … 

Nichtsdestotrotz, Intuition ist für unser Leben unverzichtbar. Sie mischt sich ständig ein und sagt uns immerzu, wie wir uns entscheiden sollen. Blitzschnell und am Großhirn vorbei, fällt das Bauchgefühl die Entscheidung, ob wir nun einem Menschen vertrauen oder lieber auf Distanz gehen sollen. Viele von uns kennen die Situation oder werden sie einmal kennenlernen: Man sitzt im Bewerbungsgespräch Kandidaten gegenüber, hat seine ausgezeichneten Bewerbungsunterlagen vor sich, die Kandidaten sagen, was man hören will – und weiß einfach nicht so recht, ob man ja oder nein sagen soll. Und umgekehrt. Zeugnisse sind nicht unbedingt on top, aber alles andere stimmt. 

In beiden Fälle arbeitet unser System 1 im Hintergrund und lässt unser Bauchgefühl und unsere Intuition mit uns sprechen und manchmal auch gegen unseren Kopf entscheiden. Ob wir aber darauf hören und ob es richtig ist, immer darauf zu hören, sei dahin gestellt. Damit befasst sich, so viel möchte ich hier schon einmal verraten, der zweite Newsletter zum Thema Entscheiden, den Sie im August lesen können. 

Intuitive Entscheidungen spielen auch beim sogenannten impliziten Wissen von Experten eine große Rolle. Diese können oft nicht sagen, warum sie in einer Situation so und nicht anders entschieden oder reagiert haben. Feuerwehrleute, Polizisten oder Soldaten in Gefahrensituationen, in denen blitzschnell gehandelt werden muss, nehmen etwa Informationen oft unbewusst wahr, verknüpfen sie intern zu einem Urteil und handeln danach. Das Gleiche passiert auch bei Führungskräften in der Wirtschaft, wenn eine Personal- oder Investitionsentscheidung entgegen allen vorliegenden Informationen aus dem Bauch heraus gefällt wird und sich am Ende doch als richtig erweist. Der 2011 verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs mag hier als Beispiel einer solchen Begabung dienen. Er gab nichts auf Umfragen und folgte meist nur seinem eigenen Bauch. Heute ist Apple das am höchsten notierte Börsenunternehmen der Welt.


… andererseits tun wir gut daran, ihr gesund zu misstrauen.

Also, alles gut mit Intuition? Wo sie doch so wertvoll für uns ist? Vorsicht! Sowohl Kahneman als auch Gigerenzer schätzen sie – warnen aber davor, bei wichtigen Entscheidungen ganz allein auf sie zu vertrauen. Nicht immer erweist sich das Bauchgefühl als ein guter Ratgeber, allzu oft schafft es sich eine eigene, verzerrte Sicht und führt uns in die Irre. 

Wie genau und in welchen Situationen passiert das? Was sind die Mechanismen, Verzerrungen bzw. Biases, mit denen sich unser Bauchgefühl als kein allzu guter Ratgeber erweist? Darüber lesen Sie in dem bereits oben angekündigten nächsten Newsletter zum Thema Entscheidung und Intuition. Ich würde mich freuen.

Dies umso mehr, als wir im MANAGER INSTITUT stets darauf bedacht sind, neben unseren Präsenzkursen vor Ort oder den reinen oder hybriden Online-Formaten Wissen und Informationen zu vermitteln, die Sie auf Ihrem Erfolgsweg weiterbringen. Sowohl Hintergrundinformationen als auch Seminare zum Prozess des Entscheidens als einer der wichtigsten Tätigkeit eines Managers gehören für uns einfach mit dazu. Aktuell bieten wir das Seminar "Entscheidungsprozesse und Change Management" an, das ich Ihnen wärmstens empfehlen möchte.

Auf Wiederlesen im August!

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
 
Oliver Haberger
Dipl. Kfm. Univ.
Geschäftsführer 
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